FAQ zum Dümmer - Wasserqualität und Ursache
Fragen und Antworten zum Dümmer
Warum ist die Wasserqualität im Dümmer trotz der "Bornbach-Umleitung" noch schlechter geworden ?
Der Bornbach als linksseitiger Zufluss der Oberen Hunte lieferte bis zu seiner Umleitung im Frühjahr 2009 rd. 55% der Phosphoreinträge in den See, obwohl sein Einzugsgebiet lediglich 19 % des Gesamteinzugsgebietes des Dümmers beträgt. Die Bornbachumleitung ist allerdings nur einer von zwei wesentlichen Bausteinen des Sanierungskonzeptes von RIPL 1983 (s. Schilfpolder). Nach Prüfung verschiedener Alternativen hat die Landesregierung 1987 entschieden, den Bornbach um den Dümmer herum umzuleiten, um die Nährstoffeinträge in den See quantitativ spürbar zu reduzieren. Dabei sind auch die Auswirkungen auf die ableitenden Gewässersysteme geprüft worden. Der Bornbach fließt seit 2009 nicht mehr in die Obere Hunte und somit nicht mehr dem Dümmer zu. Dass die Umleitung alleine keine wesentliche Verbesserung der Situation am und im Dümmer erbringen konnte, war vorausgesagt worden. Das hat auch die bis 2009 abgeschlossene Bornbachumleitung mit den Ereignissen am Dümmer in 2010 und 2011 gezeigt.
Der prognostizierte Erfolg der Bornbachumleitung mit einer Reduzierung der Nährstoff- (Phosphat-) Belastung des Sees um rd. 50 % ist durch Untersuchungen des NLWKN mittlerweile belegt. Auch wenn die Hunte bereits um die Hälfte ihrer ehemaligen P-Frachten entlastet worden ist, so liegt die verbliebene Restbelastung des Dümmers immer noch im "Übersättigungsbereich" und ermöglicht weiterhin lang anhaltende Planktonmassenentwicklungen im See. Erst bei einer weiteren deutlichen Reduzierung der externen Phosphorzufuhr kann sich die gewässerökologische Situation des Sees nachhaltig verbessern.
Informationen:
W. RIPL (1983): Limnologisches Gutachten DÜMMERSANIERUNG.
http://www.hunte-wasserverband.de/
J. POLTZ (1989/1990): Umleitung des Bornbaches:
Teilmaßnahme im Gesamtkonzept zur Sanierung des Dümmers. - in "Seen in Niedersachsen - Der Dümmer", S. 47 - 61.
http://www.hunte-wasserverband.de/
J. POLTZ (2011): Zur aktuellen Diskussion über die Sanierung des Dümmers. - Diskussionspapier, 10 S..
Wie wirkt sich die Landwirtschaft auf die Wasserqualität des Dümmer aus ?
Während die punktuellen Nährstoffeinträge über die Kläranlagen in die Hunte durch die Einführung moderner Anlagentechnik seit den 1980er Jahren drastisch (um mehr als 95 % !) reduziert werden konnten, stellen die Böden und die landwirtschafte Nutzung im Einzugsgebiet des Dümmers nach wie vor eine wesentliche Quelle der diffusen Nährstoffbelastung dar. Von diffusen Belastungen spricht man, da sich nicht genau klären lässt, auf welchem Pfad der Eintrag in die Fließgewässer stattfindet.
Eine nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen im gesamten Einzugsgebiet des Sees, die sich unter strikter Einhaltung der Düngeverordnung (DüV) an den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis bzw. den Prinzipien der ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Bodennutzung orientiert, ist eine notwendige Voraussetzung, um den guten ökologischen Zustand im Dümmer zu erreichen. Zusätzliche Maßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich können helfen die Nährstoffeinträge in das Gewässersystem der Hunte maßgeblich zu reduzieren.
Hat der See-Eigentümer Einfluss auf die Landwirtschaft, falls die intensive Landwirtschaft ein Hauptproblem ist ?
See-Eigentümer ist das Land Niedersachsen. Seitens des Landes wurde der 16-Punkte-Plan zur Dümmersanierung vorgelegt. Mehrere Punkte in diesem Maßnahmenplan zielen auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung im Einzugsgebiet ab. So wird seitens des Landes Niedersachsen beispielsweise die Installation einer Gewässerschutzberatung im Dümmer-Einzugsgebiet geprüft. Diese Spezialberatung wird direkt auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung einwirken. Vorgesehen ist auch, die Kontrollintensität zur Einhaltung der guten fachlichen Praxis bei der Düngung zu intensivieren.
Gibt es Regelungen für das Aufbringen von Gülle auf die Äcker, um einen Eintrag in die Zuflüsse zum Dümmer zu verhindern ?
Die Aufbringung von mineralischen und organischen Düngemitteln, zu denen auch die Gülle gehört, unterliegt gesetzlichen Regelungen. Die Richtschnur bildet die sogenannte EG-Nitratrichtlinie, die als Zielsetzung den Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen vorsieht.
Die Vorgaben der Richtlinie werden im Bundesgebiet über die Düngeverordnung (DüV) umgesetzt und somit die Vorgaben zum Schutz der Gewässer entsprechend berücksichtigt. Die Zuständigkeit zur Einhaltung und Überwachung obliegt in Niedersachsen der Landwirtschaftskammer.
Neben den Vorgaben zur mengenmäßigen und zeitlichen Bemessung der Düngergaben sind die Vorgaben der DüV zur Vermeidung von Direkteinträgen in Gewässer hinsichtlich des Gewässerschutzes von zentraler Bedeutung.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. hat in einer Pressemitteilung vom 01.03.2012 auf folgende aktuelle Problematik hingewiesen: „Dies liege auch an der wachsenden Zahl nicht der Düngeverordnung unterliegender (gewerblicher, flächenloser) Tierhaltungs- und Biogasanlagen, die durch den bisherigen Kontrollansatz nicht erfasst würden. Wenn bei Stichproben festgestellt werde, dass die Verwertung nicht gemäß den Vorgaben der Baugenehmigung erfolgte, werde von Baubehörden in der Regel oft nur ein neuer qualifizierter Flächennachweis (QFN) mit neuem Abnahmevertrag gefordert. Über die Zuständigkeiten der Genehmigungsbehörden nach der Erstellung der Genehmigung bestünden hinsichtlich der Überwachung und Kontrolle oftmals Zuständigkeits-Probleme.
In Kammer und Agrarministerium gebe es deshalb offenbar Überlegungen, die Nachweispflichten bei der Baugenehmigung von Ställen und Biogasanlagen zu verschärfen. Durch eine Neuregelung von § 42 der Niedersächsischen Bauordnung könne die bisherige Verbringungsverordnung (mit Aufzeichnungs- und Meldepflichten der Gülle- und Mist-Ströme) ergänzt werden durch eine koordinierte Kontrolle der Bau- und Dünge-Behörden über die Aufbringung auf wirklich geeigneten Flächen. Eine Verordnungs-Ermächtigung könnte zudem auch alle bereits genehmigten Anlagen in ein Prüfsystem der Düngebehörden einbeziehen – was für viele gewerbliche Großanlagen erhebliche Probleme bringen könnte.“
Welchen Einfluss hat der Vogelkot von den Kormoranen, von den Möwen, von den Graugänsen auf die Wasserqualität? Welche Mengen produzieren die Tiere (im See) und welchen Anteil hat diese Menge am Gesamteintrag der Nährstoffe?
Für die Gesundheit der Badenden sind neben den Blaualgen v.a. Keime relevant, die auf einen Ursprung einer Darmausscheidung hinweisen. Daher bestimmt das Gesundheitsamt gemäß Niedersächsischer Badegewässerverordnung die Parameterwerte für die Keime Escherichia coli und intestinale Enterokokken. Diese Indikatorbakterien sind massenhaft im Darm vorhanden und zeigen eine Verschmutzung des Wassers mit fäkalem Ursprung i.d.R. zuverlässig an.
Die gemessenen Werte dieser Bakterien waren in den vergangenen 4 Jahren nicht besorgniserregend hoch. Gemäß der EU- Richtlinie 2006/7/EG wird aus diesen Werten eine Einstufung der Badegewässerqualität berechnet, die für den Dümmer eine gute bis ausgezeichnete Bewertung ergab.
Die gemessenen Werte zeigen die summierten Keimbelastungen aus allen Ausscheidungsquellen (andere Tiere, Fische, Badende, Klärwerke/ Menschen) an, offenbar findet im Dümmer bzgl. der Badegewässerqualität eine ausreichende Verdünnung statt.
Bei den Wasservögeln, die ihrer Nahrungssuche im See nachgehen (Bläßhuhn, Haubentaucher, Möwen etc.) ist die Abgabe von Vogelkot in der Bilanz zur Nährstoffentnahme aus dem See ausgeglichen. Bei einigen Vögeln, die Fische aus dem See entnehmen, deren Schlafplätze jedoch außerhalb der Seefläche liegen, kann sogar ein gewisser Phosphorexport aus dem Gewässer stattfinden. Der außerhalb der Seefläche abgegebenen Vogelkot und die darin vorhandenen Nährstoffe stehen im Wasserkörper des Sees dann nicht mehr zur Produktion von Algenbiomasse zur Verfügung. Etwas anders verhält es sich mit dem Eintrag von Vogelkot durch die nordischen Wildgänse, die auch in der Dümmerniederung mit hohen Individuenzahlen überwintern. Diese suchen ihrer Nahrung auf dem Land und nächtigen in der Regel auf der freien Wasserfläche, um Fressfeinden – hierzulande vor allem dem Fuchs – zu entgehen.
Bei Stillgewässern mit langen Wasseraufenthaltszeiten – wie z.B. am Arendssee (Sachsen Anhalt) - können die nordischen Wildgänse (Bläßgans, Saatgans, Graugans) bei hohen Bestandsdichten damit sehr wohl auch einen erheblichen Anteil der externen Phosphor-Belastung des Sees darstellen Rönicke et. al. (2008). Allerdings ist die Situation am Dümmer anders zu bewerten: Hier nächtigt ein beachtlicher Teil der Gänse auch auf den im Winterhalbjahr sich bildenden Wasserflächen des wieder vernässten Ochsenmoores.
Des Weiteren ist einerseits die derzeitige Phosphorbelastung des Sees über die zufließende Hunte um ein Vielfaches höher als der mögliche Phosphor-Eintrag durch die Wildgänse, andererseits wird der Wasserkörper des Dümmers gerade im Winterhalbjahr mehr als dreimal vollständig ausgetauscht, so dass ein Großteil der eingetragenen Nährstoffe den See wieder über die Abflüsse verlässt, bevor diese eine produktionssteigende Wirkung im See entfalten können. Zudem suchen die nordischen Wildgänse seit Jahrhunderten die Feuchtgebiete der Dümmerniederung zum Überwintern auf, also bereits zu Zeiten, wo der gewässerökologische Zustand des Sees nachweislich noch intakt war.
Literatur: Rönicke, H., Doerffer, R., Siewers, H., Büttner, O., Lindenschmidt, K.-E., Herzsprung, P., Beyer, M., Rupp, H. (2008): Phosphorus input by nordic geese to the eutrophic Lake Arendsee, Germany. – Fundamental and Applied Limnology Archiv für Hydrobiologie, Vol. 172/2